Wie eine Putzfrau zur Putzfee wird
Die Wohnung zu putzen ist eine eher lästige Aufgabe. Verständlicherweise, denn nach einem langen Arbeitstag ist es nicht so erfrischend, den Staubwedel zu schwingen, Böden aufzuwischen oder gar mit dem Staubsauger durch die Räume zu rasen, zumal es ja dann oft nicht der eigene Dreck ist, den es zu beseitigen gilt. Erfreulicherweise gibt es aber Ausnahmen, wie die versammelte Presse an der „PutzfrauenAkadmie“ der schweizweit tätigen «Putzfrauenagentur» unschwer feststellen konnte.
Obwohl in der westlichen Hemisphäre ein sauberes und ordentliches Daheim noch immer als Visitenkarte der Bewohner gilt, wird das Putzen nebst seiner Lästigkeit auch oft als nicht standesgemäss empfunden. Eine eigene Putzfrau könnte da Abhilfe schaffen. Die Schwierigkeit aber ist, die richtige, vertrauenswürdige Raumpflegerin zu finden, denn schliesslich hat sie Einblicke bis in die intimste Privatsphäre und, das kompliziert die Sache noch, der Auftraggeber wird zum Arbeitgeber und muss sich somit auch mit den staatlichen Sozialämtern befassen. Konfliktträchtig ist dann oft auch die Beziehung, nicht jeder Auftraggeber hat die Kompetenzen eines guten Arbeitgebers und umgekehrt die Putzfrau diejenigen einer Unternehmerin.
Boomende Idee
Diese Problematik war sodann mit ein Grund, warum Adrian Gsell im Jahre 2003 die Putzfrauenagentur gründete und sich in der breit gefächerten Reinigungsbranche auf die Haushaltungen spezialisierte. Sein bestechendes Konzept war und hat heute noch seine Gültigkeit, einerseits die Auftraggeber von administrativen Arbeiten zu befreien und andererseits zwischenmenschlichen Konfliktherd zu eliminieren, indem mit dem Auftraggeber ein Pflichtenheft über die zu verrichtende Arbeit erstellt wird, sodass Kundschaft und Putzfrau wissen, was getan werden muss. Das Konzept machte damals derart Fuore, dass der Jungunternehmer ein Jahr später mit einem Marketingpreis ausgezeichnet wurde. Inzwischen zählt die Firma 16 Agenturen, die im Franchising-System betrieben werden und schweizweit 750 Putzfeen betreuen. Die für die Nordwestschweiz zuständige Agentur hat ihren Sitz in Dornach und wird von Thomas Varga geführt. Dass auch seine bis ins Fricktal tätige Filiale boomt, belegt alleine die Mitarbeiterzahl, welche vor zwei Jahren, als Varga sein Geschäft eröffnete noch dreissig betrug, inzwischen aber auf achtzig angewachsen ist.
Putzen ist nicht gleich putzen
Bis anfangs der 60-er Jahre hatten es die Hausfrauen noch einfach, nicht was die Putzarbeit, aber die zu verwendenden Werkzeuge und Mittel anbelangte. Staublappen, Flumer, Besen, Struper, Bodentuch, Teppichklopfer, Blocher, Wasser und eins bis zwei Mittelchen gehörten zur Grundausstattung, um die Wohnung in Schuss zu halten. Heute - mit dem Riesenangebot an Utensilien und Putzmitteln - ist das Reinigen beinah schon eine Wissenschaft. Die Mikrofasertücher zum Beispiel sind eine hilfreiche Erfindung, falsch angewendet können sie längerzeitig aber einen grossen Schaden anrichten. Oder wer weiss schon, dass sich Fensterreiniger und Chromstahl nicht vertragen oder wie der ansonsten praktische elektrostatische Staubwedel am effektvollsten einzusetzen ist?
„PutzfrauenAkadmie“
Dies sind nur drei Beispiele die illustrieren, wie umfangreich das Wissen einer Putzfrau heute sein müsste. Insofern scheint der Titel „PutzfrauenAkadmie“ nur dem Laien etwas hochgegriffen, doch was dort den Frauen von den „Dozenten“ Lilian Kellenberger und Adrian Gsell vermittelt wird, macht sie zu echten Spezialistinnen in Sache putzen. Das umfangreiche Wissen hat zudem den positiven Nebeneffekt, dass die Frauen ihre Arbeit nicht als erniedrigend empfinden, sondern ihren Beruf vielfach auch als Berufung sehen. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil der Besuch, besonders bei kranken, alten und alleinstehenden Kunden auch therapeutische, soziologische oder gar psychologische Elemente beinhaltet.
Befreiend für diese Beziehung wirkt sich sodann auch das Konzept der Putzfrauenagentur aus, indem die beiden vertrauten Personen nicht über den Umfang oder die Kosten eines Auftrags verhandeln müssen, sondern dies ausschliesslich der Agenturleitung obliegt.
Raumpflege ist Vertrauenssache
Diese in Kürze geschilderten Kompetenzen sind dann auch der Grund, warum sich die Mitarbeiterinnen der Putzfrauenagentur von der gewöhnlichen Putzfrau, zur Putzspezialistin und schlussendlich zur Putzfee entwickeln und ihren Beruf mit Freude und Stolz ausüben. Ach ja, weshalb Thomas Varga in seiner Putzfrauenagentur nur Frauen beschäftigt, liegt alleine in der Tatsache begründet, dass er noch keine Männer gefunden hat, die sich für die Arbeit und eine gute Kundenbeziehung eignen, erklärte Varga und meinte ergänzend: „Raumpflege ist eine Vertrauenssache und da müssen Wissen, Können und Beziehungsfähigkeit synchron nebeneinander einhergehen.“
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»
Autor: Hans Berger